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Texte von Björn Ziegert

Meister Takahashis 'Lied des Schwertes'


Weg da, weg da von der Frau!
Du da schneiden ungenau
Alles Meister selber machen
Schere weg und Reinemachen!

     Deine Haare Wischiwaschi?
     Geh' zu Meister Takahashi
     Er hat Schwert wie Samurei
     Und er schneidet nackedei

Heute Sonderangebot
hinten grün und vorne rot
Dazu auch ganz wunderbar
tintenblaues Nasenhaar

     Deine Haare Wischiwaschi?
     Geh' zu …

Meister quälen gern Geselle
Meister hassen Dauerwelle
Noch mehr hassen langen Zopf
Fesseln und dann Bubikopf!

     Deine Haare Wischiwaschi?
     Geh' zu …

8 Kommentare

Takahashi schneidet knapp,
wenn daneben, Rübe ab

Der Originaltext des, eigentlich als Spottlied bekannten, Schlagas lautet:

»Willst Du Kopf wie Wischiwaschi?
Geh' zu Meister Takahashi.

Stilbewusste gehen lieba
hin zu Meister Ueshiba!«

Takahashi ist ein Pfuscher, der bei mir noch vor dem Ende der ersten drei (der üblichen 11) Lehrjahre, in denen er Haarefegen und Klingenschleifen hätte lernen sollen, aus dem Salon geflogen ist – er maßt sich den Titel des O-Sensei ganz zu Unrecht an!

Der räudige Hund, der sich Takahashi nennt, entehrt die Ahnreihe der ehrenwerten Samurai, die alles gegeben haben, um auch das Haaareschneiden zu einer, dem Bushido folgenden und eines Kriegers gerechten, Zen-Disziplin zu machen.

Er ist es nicht wert, das Hattori Hanzō Katana, dass er aus meinem Salon stahl, nachdem er mich unter die Trockenhaube gesetzt hatte, auch nur anzurühren, geschweige denn, es für praktische Stufenschnitte aus der Scheide zu ziehen!

Auch die Zeremonie des Strähnchenfärbens chanoyu ke, die langer Vorbereitung bedarf, das Eindrehen der Haare auf Lockenwicklern oder das Fönen mit dem wakuzashi Kurz-Fön sind Takahashi untersagt! Er kann ja nichteinmal den Obi seines Friseur-Kimonos richtig binden!

ganz nach meinem Wunsch
schneidet mir Mehtap
die Haare ab

die iss mir auch lieba
als diese Samurai-Kriega

und bevor ich dann geh'
krieg' ich noch 'nen süßen, schwarzen Tee

Das Haarproblem ist rasch gelöst
Wenn man auf dem Stuhl eindöst
Und den Meister machen lässt
- So wird's meistens wunderbest

Kenzo-Deo in der Achsel löst des Takahashi Wut,
dämpft mit sanftem Duftgesäusel seine Haarabschneide-Wut.


In Verzückung saugt er süchtig
Maienglöckchen-Achsel-Schweiß.
Doch am Ende denkt der Kunde :
"Frisör war nett - Frisur ist Sch...!"

In Eile (Takahashi mahnt zum Aufbruch):
Hier ist einiges los! Der Meister hat sich über Eure Kommentare furchtbar aufgeregt. Zunächst schrie er, bei einer gewissen Rübe werde er bestimmt nicht noch einmal daneben treffen. Der 'Samurai-Kriega' hat ihn zwar vorübergehend wieder besänftigt, doch dann ging es wieder los: Wie der Rosakopf dazu käme auf dem Stuhl zu schlafen etc., und er habe ja wohl noch nie Deo benutzt, sein Körper sei ein Geschenk für die Welt.
Doch über die Sache mit Meister Ueshiba verlor er seltsamerweise kein einziges Wort! Er packte allerdings in Windeseile zwei Koffer, und hieß mich Selbiges zu tun. Dann telefonierte er noch ("Nein, nein, müssen Laden verkaufen! Preis egal! Und überweisen, alles!"). Es geht jetzt los, wer weiß wohin. Takahashi sagte irgendetwas wie: "Da wird er uns nie finden, verdammte Hund! Wir gehen zuerst Osten. Ja, das ist gut. Gehen Dhaka!"

Ach, lieber Bjoern,
falsch verstanden!!! Nicht der Takahashi hat Deo benutzt, sondern der moderne Kunde!!!
Sonst gäbs doch keinen Sinn -
Bis bald!

Liebe LadyArt, mir war dieser Umstand bewusst, doch versuche einmal, einem schreienden nackten Schwertschwinger die Feinheiten grammatikalischer Bezüge klarzumachen! Takahashi hörte schon früher niemals zu - jetzt umso weniger.
Sitze hier im Internetcafe in einem Vorort von Dhaka, aber in zwei Stunden geht es wieder los (Takahashi packt schon, er ist sehr eigen mit seinen Sachen; an ein großes Bündel mit seltsamen Stangen darf ich gar nicht 'ran).
Es ist bleiben noch ein paar Minuten, um Euer Geschenk anzukündigen. Zeit, daß ich Euch alle zum Essen einlade. Weil diese Hinzugedichte doch den größten Teil des Spaßes hier ausmachen, habt Ihr Euch einen tollen Abend mehr als verdient. Und es gibt auf diesem Globus bekanntlich nur einen Ort, wo man anständig Fasan essen kann - wir gehen zu Barbara ins Park.
Dienstag?

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