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Texte von Björn Ziegert

Erster Schultag

Mach ein Schleifchen in das Band
Nimm die Beine in die Hand
Deinen Ranzen nicht vergessen
und die Tüte mit dem Essen

      Hau den Jungen auf dem Hof
      gleich mal eine rein
      Denn die meisten sind so doof
      Bleib einfach allein

Achte nicht auf das Geschwafel
Schaue niemals an die Tafel
Keiner braucht die Kritzelei
Wirst du müde, nimm dir frei

      Hau den Jungen auf dem Hof
      gleich mal eine …

Klau den Kindern in der Pause
Süßigkeiten oder Brause
Einen Tadel wöchentlich
Ach, ich wär' so stolz auf dich!

      Hau den Jungen auf dem Hof
      gleich mal eine …

7 Kommentare

onkel bjoern,

kann es sein, dass du dieses gedicht bereits vor drei jahren geschrieben & deiner nichte heimlich vorgelesen hast?

dies wuerde einiges erklaeren …

Diese Art von Ack-zi-ohnen
Können sich auch durchaus lohnen
Denn Fliegen lernt man meist dabei
- Von der Schule, eins, zwei, drei!

Da bleibe ich doch lieber bei der allbewährten Kuschelpädagogik ;-)

Ach, Bjoern, mach dir bloss keine Sorgen,
wart doch noch zu bis übermorgen,
da wird eh alles anders sein:
Die Jungs, ob mit, ob ohne Ranzen,
lässt sie nach ihrer Pfeife tanzen -
(Die Kleine bleibt nicht lange klein!)

so, genauso würde ich es jedem kind sagen. klare worte, liebevoll, menschlich, ein bisschen frech (was von mut und stärke zeugt). auch astrid lindgren hätte das gefallen.

schade nur, dass meine nichte vor drei jahren bereits eingeschult worden ist. das hätte sie bestimmt geliebt.

mit so liebevollen worten,
abschied, gibt's nicht allerorten,
dieses kinchen, ja, es weiß,
lehrer reden eh nur scheiß...
und der papa, dieser knabe,
hat es ziemlich weit gebracht,
denn er hat genau das gleiche
wie sein alter herr gemacht.
und der enkel wird genauso
planvoll diese welt bestehn,
lernt schon in den kinderschuhchen
dieses weltprinzip verstehn:
mach dich selber zur maxime,
rücksichtslos mit schwung und mut,
wir sind hinter dir, mein kindchen,
mach nur, dann wird alles gut.

bruemmer, nun wundert es mich nicht, daß Du endlich von der Sache erfährst, die sich vor drei Jahren zugetragen hat. Allerdings war es nicht dieses Gedicht und es ging auch nicht ums Vorlesen. Am 28. August 2005 traf ich mich heimlich mit Deiner Tochter, um ein von langer Hand geplantes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wir gingen in ein einfaches Lokal am Hafen - 'Zur dicken Schere'. Und Deine Kleine bekam zum ersten Mal in ihrem Leben das vorgesetzt, was einmal ihren Triumph ausmachen und die Scharte in meinem Leben endgültig auswetzen wird. Ich habe nie verwunden, daß ich damals beim Hummer-Wettessen einen miesen zweiten Platz belegt habe. Und auch wenn meine Zeit vorbei ist - sie wird meine Stelle einnehmen und Schalendinger in sich hineinstopfen bis der Meeresgrund eine leblose Wüste ist! Wir haben fleißig trainiert. Ohne Dein Wissen haben wir die Portionen Woche um Woche hochgeschraubt - und ihr Talent ist beeindruckend!

Dresi, das habe ich alles früher probiert. Ohne Erfolg. Ich schnitt Zöpfe ab, goss Schmierseife und Wasser auf die Treppen, richtete beim 'Ich und mein Haustier-Tag' ein Blutbad an und schob der Sekretärin Koks unter - aber sie haben mich nicht gehen lassen. Sie wussten, daß ich das wollte. Und sie straften mich härter als ich es mir hätte vorstellen können. Immer gegen Mittag - wenn meine Klassenkameraden zur Schulspeisung liefen - packten mich die starken Arme des Hausmeisters und zerrten mich in den abgelegenen Winkel des Fotolabors. Ein brauner Stuhl, Fesseln, ein Trichter; und jeden Tag, wirklich jeden Tag haben sie mir alte Austern eingeflößt, bis mir die Suppe aus dem Mund lief.

Ralph, werfen wir doch einen Blick nach Peru, dem Heimatland der Kuschelpädagogik. Was hat es dem Land gebracht? Bürgerkrieg, Drogen und Frauen, die Melonen auf dem Kopf tragen. Meine Tante war Ende der 60er an der Universität von San Cristóbal de Huamanga. Sie hatte die Nachtwanderungen für Studenten, die damals groß in Mode waren, nach kurzer Zeit über. Man durfte nicht sprechen. Lampen oder Fackeln waren verboten. Eines Nachts auf halber Strecke schrie sie ihr übliches "Unterdrücker!", packte einen der Professoren am Hals und entzündete eine große Petromax-Laterne. Sie stürmte in den Dschungel und begeisterte Studenten folgten dem Petroleum-Schein in das Dunkel, das in den folgenden Jahren ein ganzes Land ergreifen sollte. Das ist Peru heute: Chaos, Tod und höchstens mal eine Tortilla.

quersatzein, heute morgen auf dem Weg zum Bäcker - ich war wieder einmal über die Mülltonne der Nachbarn gestolpert und reichlich schlechter Laune - liefen junge Mädchen mit Tornistern auf dem Rücken an mir vorbei. Bevor das Gebell unserer Pudelmeute die Worte verschluckte, hörte ich wie sie sangen (und noch immer läuft mir ein Schauer über den Rücken): "Einer ist ganz stumm, der andere ist dumm! Ich bin eine fiese Schlange, darum leben sie nicht lange. Dünne Jungen mach' ich fett, Mayonaise und Omelette …"

monfiwi, das nenne ich mal ein dickes Kompliment. Vielen Dank dafür - wir lieben Astrid Lindgren sehr. Schlimme Erfahrungen haben wir aber mit ihrer Tochter gemacht. Rita Lindgren war Smutje auf einem Schärendampfer, als wir Mittsommer an der schwedischen Küste unterwegs waren. Sie hatte immer einen Hund im Schlepptau - einen fetten Mops, den sie 'Bootsbau' nannte. Und sie hatte etwas gegen das Tiere töten. Als meine Liebste sie einmal bat, Dorsch zu braten, schrie sie wie eine Furie und verfolgte die Liebste mehrere Runden um das Schiff - mit einem Messer in der Hand! Dann brach sie zusammen und wimmerte, sie wolle nun wieder ein Prinz werden und in den Brunnen springen. Wegen ein bißchen Fisch!

Gabriele Brunsch, wie schön - ein klassisches Gedicht! Ich hatte einmal das große Glück über diese Gedanken von Kreislauf und Wiederkehr mit einem indischen Heiligen zu sprechen. Wie die meisten echten Heiligen war er Jain. Seine Kleidung war weiß. Vor dem Mund trug er ein Tuch, das die Luft vor seinem verletzenden Atem schützen sollte. Ein hagerer alter Mann. Und sein Blick schnürte mir die Kehle zu. Als ich meine Ansichten äußerte, empörte er sich und sagte, nur seine Religion würde ihn davon abhalten, mir mal kräftig links und rechts eine Erleuchtung zu verpassen. Er sah die Welt ungefähr wie Du, hatte aber eine wichtige Ergänzung parat: Der Kreislauf habe ein Ende, denn die Zahl aller Seelen sei begrenzt! Durch alle Zeitalter und Welten würde eine zwar große, aber begrenzte Zahl wandern. Und nie wieder würden neue hinzukommen. Dann betonte er noch den Wert des persönlichen Opfers, blickte mir tief in die Augen und hieß mich dann einen Teller Austern verzehren.

Ein Dank am heutigen Tage kann nur dem leiblichen Wohl dienen. Passend zum internationalen Tag des Verzehrens gehen morgen per Kurier ein paar hübsche mexikanische Utensilien an Euch.
Es handelt sich um die traditionelle Schale mit passendem Essbesteck, mit dem im Bundesstaat Jalisco die berühmte 'Molcajete Salsa' gegessen wird. Wir hatten damals auf der Mexiko-Reise viel Glück mit einem bezaubernden Hotel. Die Kellner mochten uns sehr und haben uns die Salsa sogar am Tisch zubereitet.

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