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Texte von Björn Ziegert

Der Karfunkelstein

Unterm Meer in einem Graben
liegt ein riesiger Karfunkel
Jeder will ihn gerne haben
doch da unten ist es dunkel

Solche Steine sind verflucht
Dicke Kraken sind die Wächter
Mancher Wal hat ihn gesucht
 – und hörte nur Gelächter

11 Kommentare

... hörte nur Gelächter - etwa von Enteroctopus dofleini? ;)

Simon könnt ihn bergen
Oder aber Paul
Doch werden sie's nicht machen
Denn beide sind stinkfaul

Ein Edelmann taucht unter
und barg den teuren Plunder.
Vor hunderten Jahren schon
hätt er bekommen bald den Thron.
Doch Schillers Taucherballade
ging anders aus - schade.

Mutter Gäa lächelt amüsiert
unterdessen sie sinniert:
"Wenn ihr wüsstet, ihr Zwerge
welche Schätze ich vor euch verberge...
Ries'ge Mengen an Gold
und auch an Edelsteinen
dass ihr immer so viel wollt
ihr Geister, ihr kleinen... "
Gewissenhaft tuscht sie die Wimpern
nachher wird sie gemeinsam mit Uranus
ein wenig auf dem Konzertflügel klimpern...

Der armen Wale Wille
diesen Stein einmal zu sehen
wird erfüllt in tiefer Stille
wenn die Kraken essen Schlehen

Dann sind sie völlig weg, berauscht,
von diesem sinnlichen Geschmack
der ihr Herz so zart umflauscht
holen keinen Knüppel aus dem Sack.

Die Wale haben Blickfeld frei
auf das funkelnd steinerne Ei.

Forsch' lieber in des Dämm'rungs Schlunde
was tief in jenem Herzensgrunde
schlummernd Dir begraben...

Bjoern,
habe versucht mich vom PC fernzuhalten, gelang nicht! Hier meine Vorausgeschichte, damit das danach im rechten Licht erscheint:
Auch der Gemeinplatz,
stilvoll verpackt und verziert...
vergeht wie im Flug...
...
Also mein Hinzugedicht:

...hörte wie das irre Lachen,
in den Wassern wogte, wallte,
bis es an den Schiffsbug knallte,
wo ein schönes Mädchen stand,
welches lauschend gleich verstand
und sich in die Wogen warf.

(war auf den Karfunkel scharf)

Wie ein Pfeil schoss es zum Grund,
stopft das Kleinod in den Mund,
barg es unter ihrer Zunge,
schwamm ganz forsch mit reicher Lunge
hoch, doch dann der Schreck,
Karfunkel da, doch Schiff ist weg...

...längst ist jeder Laut verklungen,
nur ein Haufen Meerjungfrauen
singen in den Algenauen,
Klagelieder, hoffnungsleer
lausche nur des nachts am Meer...

Die Moral von der Geschicht,
Meerkarfunkel sucht man nicht.

Diese zunehmende Verszahl bei den 4 Kommentaren ist wirklich kunstvoll! Was nun den Enteroctopus betrifft: Zwischenzeitlich erfuhr ich nicht nur, daß die Kolosskalmare die eigentlichen Chefs sind, sondern dass auch andere seltsame Gestalten da unten herumgeistern.
Dass der Karfunkelstein der eigentliche Stammvater von Art Garfunkel ist, wusste ich nicht - allerdings ist das auch eine sprachlich ziemlich pfiffige Idee!
Schillers Taucherballade fand ich schon immer großartig. Eigentlich sogar das Beste von ihm (Dir ist klar, daß wir noch über den wahren Autor dieser Ballade sprechen müssen).
Die Konzertflügelsache hat mich natürlich beschäftigt - und man sagte mir, daß in der tiefen See die besten Pianos herumschwimmen!
Aber die Fische sollen ja nicht die einzigen sein, die im Dunkeln mit Wasser spielen.

Potzblitz, da ist ja noch mehr! Und wie gut, daß ich noch einmal zur Tastatur gewetzt bin, denn am heutigen Tag das Dankeschön-Geschenk für die wundervollen Gedichte zu vergessen, wäre irrsinnig. Natürlich ist der Konzertflügel, den Ihr Euch redlich verdient habt, recht teuer. Daher gibt es heute als 'Anzahlung' schon einmal den größten Teil der Tastatur.
Zu den Schlehen: Ungelogen geistern mir diese Pflanzen schon länger im Kopf herum. Bei meinem Vater in der Kehre gibt es einen öffentlich 'gepflegten' Grünbereich, der recht modern mit Brennesseln und bräunlichem Gestrüpprest angelegt wurde. Nun überlege ich länger schon, welche hübsche nützliche Pflanze dort die Sache in die Hand nehmen könnte - und Schlehen sind perfekt! Also Dein Kommentar trifft hier auf dem Schreibtisch gerade auf die Schlehen-Preislisten.
Ralph, Du hast es tatsächlich geschafft. Das war Taucherballadensprache!
Und Lady-Art, habe versucht so eine Meerjungfrau zu malen, bin aber nicht sicher, ob das Deinen Vorstellungen entspricht. Ganz tolles Gedicht - da fällt mir noch mal eine Fortsetzung ein ('Hinzugedicht' klingt übrigens bezaubernd). Und Danke Euch allen!

Bin Hex' und Mermaid, wie man weiß,
und sammle selbst Karfunkel.
Hier wurd' ich fündig und mit Fleiß
tauch weiter ich ins Dunkel.

Als Intima von Moby Dick
weiß ich im Meer Bescheid.
Lass einen Funkelstein zurück -
ja doch, es war längst Zeit. :o)

Danke, daß Du so freigiebig mit Deinen Karfunkeln bist, hochhaushex. Jetzt sind aber die Klaviertasten schon weg, und ich war erst nicht sicher, was ich Dir als Dank für das bezaubernde Gedicht schicken sollte – aber dann dachte ich: So ein kleines Tonstudio passt doch genau in Dein Hochhaus!

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