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Texte von Björn Ziegert

Stauffenberg

Mein Held, mein Licht, mein junger Prinz
Dein Schatten ist so groß
Und Deine bayrische Provinz
bestimmte doch Dein Los

Im Bette von Georges Kreis
hast Du das Blut gerochen
Und bist mit Edelmut und Fleiß
zum Führer hochgekrochen

Warum hast Du nur Jahr um Jahr
für seinen Sieg gefochten?
Du warst ein Musterexemplar
als wir noch unterjochten

Wer seinen Arm zum Himmel reckt
verliert die rechte Hand
Und wessen Fahne braungefleckt
den feiert unser Land

7 Kommentare

gut gemacht, besten danke dafuer. fuer mich eines deiner besten.

bei stauffenberg muss man sich, bei dem sozialen hintergrund, werdegang & historischen kontext, ja allerdings eher wundern, dass er uberhaupt etwas gegen hitler unternomen hat.

traurig aber, dass so eine trottelaktion hierzulande den hoehepunkt des aktiven widerstands darstellt. immehin aber bringt es mich immer auch zum lachen, wenn ich mir vorstelle, wie der attentaeter ausgewaehlt wurde:

uniformierte gestalten sitzen im halbdunkel der goetterdaemmerung, ritterkreuze und litzen glitzern auf, als hintern in hosen mit roten seitenstreifen unbehaglich hin- & herrutschen. wen nehmen wir? dann endlich: „wie waer's mit stauffi? dann kann er auch endlich mal was machen: lass uns eine kleine aktentasche nehmen, die kann er dann auch mit drei fingern tragen!“
„ja, oder einfach unter den arm klemmen! super idee!“
„ja, & zittern tut er ja seit Afrika sowieso, da ist's auch nicht verdaechtig, wenn er etwas nervoes wirkt!“
„ok, stauffi, deine chance! alles liegt in deinen haenden (peinliches schweigen) – ehm, deiner hand, na, also in deinen drei fingern …“
„er meint, dass wir wissen, dass du unser ziel nicht aus den augen verlieren wirst – na, aus dem auge, meine ich, ehm …“

Björn, Brümmer,

toll, was Ihr geschrieben habt! Bemerkenswert: ... dass so eine Trottelaktion den Höhepunkt des aktiven Widerstands darstellt... Klasse!

Warum findet ihr das traurig?

Es ist doch sehr kohärent: bewundert wird, wer auf den aktuellen Sieger zu setzen weiß. Der frühe Widerstand hatte den Fehler, daß er gegen den Sieger setzte. Der Widerstand der Generäle galt dem Verlierer.
Wie sollte das nicht bewundert werden? Oder anders gefragt: wie sollte bewundert werden, wer nicht auf den Sieger setzte? Transponiert das doch einmal aus dem Kontext 1930++ auf heute. Wer wird da von wem bewundert?

Und als Trottelaktion würde ich es nicht bezeichnen. Immerhin stieg eine ganze Kategorie (der anständige Teil des deutschen Offizierskorps) damit geschickt aus der 1.Klasse des entgleisten Zuges aus und konnte dann so tun, als wäre er nur mit dem Viehwaggon gekommen. So daß sie gleich wieder im Salonwagen des neuen Expreßzuges Platz nehmen konnten. Der Rest blieb, wo er hingehört. Wer ist da der Trottel?

Gut getroffen und noch besser formuliert.

...meine Gedanken gingen noch in eine andere Richtung - nachdem ich in dem zum Besuchsmuseum mutierten Stasigefängnis Berlin-Hohenschönhausen war, und mir das dichte Netz von Spitzeln und Bespritzelung, das ja in direkter Vorlage aus dem 3. Reich übernommen worden war, vor Augen führte, (Stalins Angst vor Anschlägen ließ ihn seine eigene Familie ausrotten), macht für mich dieses vereitelte Attentat (Sumuzes Ausführungen mit einschließend) in keinem Fall zu einer Trottelaktion -
...
Aber Deine hintersinnigen -:)Gedichte, Bjoern, waren schon immer herausfordernd... und ich denke, die Provokation ist die halbe Miete - und in welche Richtung die Gedanken ausschlagen - hoffentlich schlagen noch ein paar andere - ist höllisch aufschlussreich...

Diese Art der Ironie: originell ausgedacht, dosiert,
verpackt zum Erstaunen-
Beim Beißen...V O R S I C H T ! Auch die härtesten Zähne brechen...
Und...bevor man die Verse schluckt,
B I T T E langsam „kauen“-

bruemmer, köstlich! Habe sehr gelacht. Mit meiner Liebsten spielte ich vor Jahren mal ähnliche Szenarien durch (sie hatte eine Prüfung zu dem Thema). Einäugig und die Linke dreifingrig zur Klaue geballt versuchten wir immer wieder große Taschen anzuheben. Bemerkenswert ist auch das Argument der Stauffenberg-Verehrer, er habe sich ja schon vor Stalingrad von Hitler abgewandt. Immer Avantgarde!
Claudia Jo., da haben wir bruemmers kurzes 'Offiziere unter sich' wohl gemeinsam genossen. Vielleicht verdient er eine kleine Anerkennung?
SuMuze, bei meinem Großvater war es ähnlich. Von den hohen Justizbeamten konnten allerdings viele unschuldig spielen, weil Akten verbrannt waren oder vernichtet wurden. Pech nur, daß die von ihm wieder auftauchte. Und den Tip, daß die Alliierten ihn nun entdeckt hätten, bekam er von seinen alten Kumpanen. Die saßen inzwischen im neuen deutschen Justizministerium! Echte Helden!
Sammelmappe, das mag daran liegen, daß mir meine Oma schon früh beibrachte, ein NP-1 zu benutzen.
LadyArt, das gehört wohl zu den bitteren Lektionen der deutschen Geschichte, daß die Politik in beiden Teilen des Landes an das 3. Reich anknüpfte. Und, daß dann zusammenwuchs, was zusammengehörte.
@miro, ich hoffe, daß sich niemand allzu schlimm verschluckt. Und was meine Hoffnung nährt: Es gibt so viel Kleingeisterei auf dieser Welt, so viel Enges und Biederes. Aber immer wieder taucht auch diese Vitalität auf. Und mit Tempo und viel Frische geht es wieder weiter!

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