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Texte von Björn Ziegert

Transfer

"Nun gib schon her den Edelstein!
Gib mir das Gold, das Elfenbein!
Hast du noch etwas mehr gespart
bekommst du Wasser auf der Fahrt"

Das kleine Boot heißt 'Meerjungfrau'
Der Rumpf ist rot, die Segel blau
Ich schiffe auf dem Mittelmeer
die Afrikaner hin und her

Am liebsten fahre ich bei Nacht
Da wird dann richtig Geld gemacht
Ich würg' sie mit der Angelschnur
Dann hab' ich nur die halbe Tour

10 Kommentare

ich habe auch schon gehoert, dass man bei gunstigen angeboten fuer kreuzfahrten vorsichtig sein & das kleingedruckte aufmerksam lesen soll. schoen, dass dieses heisse eisen jetzt auch hier angepackt wird!

kann es sein, dass ich dein boot neulich gesehen habe?

Pechschwarze Satire. Und gar nicht zum Lachen. Sehr treffend.

Liebe Grüße
Helmut

Oh, wie gemein! Es transferiert
so einer völlig ungeniert
den Durst nach einem bessern Leben -
und dieser wird ihm alles geben
für jedes hoffnungsvolle Winken,
um dann doch elend zu ertrinken...

Oh, wie gemein!
Das darf nicht sein!

Ein winziges Detail, obzwar es der Melodie über die Runde hilft, fällt in das am Tagesgeschehen geschulte Auge: "Ich schiffe auf dem Mittelmeer /die Afrikaner hin und her" - wohl eher her (aus dem Norden gesprochen) denn hin, möchte es denken (das Leserlein, nicht das Auge, ach ja)!

Wobei, rein Fußabdrucks - arithmetisch betrachtet wäre es sicherlich vertretbar, für je Stpcker 100 hergeschipperte Afrikaner stante pede Stücker 1 nativen Europäer hin zu verfrachten. Was ggf. als Abenteurerurlaub oder Resozialisierungsmaßnahme geschickt betitelt werden kann.

Es verstreht sich, daß die Rückreise aus dem Süden mit dem gleichen Verkehrsmittel zu erfolgen hätte!

Ohne Wasser, ohne Brot
Ist der "Neger" sehr schnell tot

_____________________________________
Einfügung:
Ohne dem Kommentator eine gute Gesinnung absprechen zu wollen, wurden bei dem Wort "Neger" Anführungszeichen eingefügt, um dieses als Unwort zu kennzeichnen.
Die Herausgeber (nach Diktat verreist)

Einspruchlos akzeptiert und zugestimmt. Pardon.

Kommt einmal die Küstenwache
dann war es mal mit dieser Sache.
"Meerjungfrau", die bleibt dann leer
und fährt nicht mehr am Mittelmeer

bruemmer, das könnte sein. Allerdings ist da nicht viel zu erkennen. Fotografierst Du schon länger? Vorschlag: Vielleicht mal mit einer veränderten Blende arbeiten. Auch die Lagerung der Filme scheint mir bei Dir nicht unbedingt sachgemäß zu verlaufen. Doch begeistert bin ich von Deiner Kreuzfahrt-Interpretation. Man hat das wohl lange missverstanden. Diese bahnbrechende Einsicht in die Natur der Migration wird sicher weite Kreise ziehen.

Helmut Maier, es macht mich betroffen, daß die Veröffentlichung von Erfahrungsberichten und Erinnerungen fälschlicherweise als Satire gedeutet wird. Was muss denn noch geschehen, bis die Welt erkennt, daß äußerst ungewöhnliche Dinge auf diesem Planeten passieren? Und daß das Seltsame die Welt im Innersten zusammenhält.

quersatzein, was für eine hübsche Getränke-Rhetorik! Doch Deine amoralische Haltung kann ich nicht hinnehmen. Weißt Du, wie schwierig es heute ist, ein Boot zu unterhalten? Was es heißt, bei jedem Wind und Wetter auf die See hinauszufahren? Und dann die Arbeitszeiten! Was glaubst Du, wie die Frauen dieser tapferen Männer schimpfen? Und das kleine Töchterlein - wie es sich in den Schlaf heult, wenn Pappi wieder "bei den großen Kraken" ist! Hab' doch ein wenig Mitleid!

SuMuze, Deine Anmerkung ist richtig. Und ich muss gestehen, daß ich lange überlegte, bis mir klar wurde, daß wir es in diesem Gedicht mit einem sehr erfolglosen Kapitän zu tun haben. Einem Mann, der schon lange durch seine geschäftsuntüchtigen Schiffereien aufgefallen ist. Der hier besungene Bootsführer liegt oft vor Marseilles und wartet auf Franzosen, die er übersetzen kann. Doch selten lässt sich auch nur ein einziger der von Dir beschriebenen 'nativen Europäer' auf die Sache ein. Und er wartet Tag um Tag.

Dresi, die Wasser- und Brot-Not, auf die Du anspielst, ist das eigentliche Problem im Underground-Kreuzfahrtgeschäft. Ich glaube, daß der schlechte Ruf, den dieserart Transfer in Europa genießt, vor allem in der schlechten Verpflegung der Kreuzfahrtgäste begründet ist. Stellen wir uns einmal eine fette norwegische Frau vor, die schon zum Morgenkaffee eine reichliche Portion öligen Fisches hinunterschlingt: "Wås? Ohne Øl?? Niemåls!" So sind sie, die Europäer - ohne ein gutes Frühstück geht nichts!

Günter, die Küstenwache hat in dieser Sparte des Tourismus schon allzu oft für unnötige Unruhe gesorgt. Warum beschränken sich diese Bewacher nicht auf ihre angestammte Aufgabe - das Land vor der anrollenden Flut von fiesem Fischgetier zu schützen? Warscheinlich ist es schon soweit, daß die mutigen Flottenfischer endlich vor dem Ziel sind - alle Meere leerzufischen, der Kiemenbrut den Garaus zu machen und den Quallen endlich alles Salzwasser zu überlassen. So hat die Küstenwache nichts mehr zu tun. In was für Zeiten wir nur leben

Als heutiges Geschenk habe ich Euch ein paar Pfund Fisch eingepackt. Eiswürfel sind mir leder ausgegangen - also seid vorsichtig! Vielleicht ist er nicht mehr ganz frisch.

Wenn Ihr daran denkt, selber einmal an einer solchen Kreuzfahrt teilzunehmen: Es empfiehlt sich, kräftig zu üben!

Sind nicht die Realsatiren die treffendsten Satiren überhaupt?

Liebe Grüße
Helmut

Helmut Maier, bitte entschuldige die späte Antwort. Aber Recht hast Du!

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