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Texte von Björn Ziegert

Die Autogedichte

Autogedicht N°1  —  Auf der Auffahrt

Unter dem Penaten-Schaum
steht der Mittelklassetraum
Liebevoll wird shampooniert
heiß gewachst und dann poliert
So sieht deutsches Leben aus:
Götter vor dem Reihenhaus

Autogedicht N°2  —  Im Wohnzimmer

Ich park' den Maserati
im Haus auf dem Flokati

Töchterchen ist ausquartiert
weil sonst der Maserati friert
Nun klopft es an der Scheibe
 — sie hat ja keine Bleibe

12 Kommentare

in mir erblühen heuer träume von weißen sl500- und audi-schlitten.

objektiv neben mir stehend fühle ich mich getroffen.

Was will man nicht versauen
Die Autos und die Frauen

Ja, ja, ein Mann, der braucht Autonomie
von eins auf hundert wie nie, irgendwie.
Von Haus aus eigentlich grundsolide -
autorisiert wird jeder Mann ein Bolide!

armes töchterchen!

frueher einmal,
sogar dann, als ich einen seitenscheitel trug,
ruehmte ich mich meines rebellentums,
weil ich noch nie ein auto gewaschen hatte.

dann einmal, zum manne gereift,
fand ich mich in einer waschstrasse wieder,
und hantierte dann mit putzgeraet
unter den sitzen herum.

nun weiss ich, dass ich einfach nur zu faul war, und wie mein auto aussieht ist mir immer noch scheissegal!

Autos sind fürwahr famos:
Glänzend, fahrend und toll groß.
Doch wer eins hat, hat auch das Los:
Wo zum Teufel lass ich's bloß?
Nun, wenn du willst, mach's kurios:
Nimm statt des Autos doch ein Floß!

gutes gedicht, irgendwie so unkommerziell, wenn ich die Luft anhalte höre ich seit meiner geburt daqs grass wachsen-mir gefällt vor allem das tempo und ich bremse auch für thiery,wenn er als transe verkleidet über den hamburger Dom strindbergt.

marga, Du musst Dich nicht getroffen fühlen. Hier in Barmbek ist das ganz normal. Alle machen das. Die Kinder rotten sich den Winter über zusammen. Die kommen schon durch. Gut ausgerüstet!

Günter, natürlich. Aber Autos? Mir sind Deine GTI-Club-Aktivitäten durchaus bekannt! Wo bleibt denn da noch Zeit für die Frauen? Immer nur schrauben. Garage, Garage, Garage. Du siehst Deine Liebste doch nur noch aus der Ferne. Oder?

quersatzein, Autonomie gut und schön. Aber ich bin gegen Frauen und Männer. Mir ist oft bei mehrmaligem Hinschauen nicht klar, was es ist und ob das zählt (vgl: hier und hier).

hierundjetzt, Deine Sorge ehrt Dich. Hoffentlich besteht sie den Augensschein.

lyrikaster, was sagen denn die Nachbarn? Sie munkeln wohl, da oben wohne ein Mensch, der unter dem Seitenscheitel einen gewissen Eigensinn verberge.

Dresi, was gäbe ich für ein Floß! Nachts auf die Mitte des Sees hinaus, festmachen, schlafen. Ganz groß.

Komplizendroschke, jetzt ist mir wieder eingefallen, woran mich Dein Name erinnert. Tolstoi, die Geschichte mit der Kutsche im Schnee. Aber zu Strindberg: Unvergessen die Blaubücher. Eindeutig wahnsinnig. Und dieser Swedenborg-Wahn! Typisch schwedisch.

Als Dankeschön für die tollen Kommentare bekommt Ihr etwas herbstliches. Eine Unterrichtswoche. Pilze sammeln in Asien. Mit den besten Pilzkenner von ganz Vietnam.

Noch mal zum Thema: In Saratoga sind sie schon ganz weg davon. Dann und wann ein Trecker - aber kaum Autos!

Autos, Autos, Autos
alles, bloß nicht lautlos.
Stell dir vor
versuch' es bloß
es gäb' anstatt des Motorzoos
statt habgierigem Hecheln
für jede neue Dieseldose
ein kleines Menschenlächeln.

Beste Grüße & keep on thinking,
Markus

Also, Aller,

ich hab ja nun echt lange in Baambek gewoht. N Moseraddi hadde da keina. Abba iss schon klar, bei Dir stand die Karre ja schon immer inner Stube...

fühle meine gefühle so getroffen ... nachdem schatzi und ich am freitag uns häuser in einer toootal schicken reihenhausgegend angesehen haben... und superfrustriert waren ...
sag mal, bruder, wie geht es dir. vermisse dich. und doro. sehen wir uns diese woche? do oder fr? ach ne, da fahrt ihr ja nach frankfurt. many ist im übrigen auch da, hat aber dienst. - laß mal morgen vormittag telefonieren, bin zuhause. und du? knutscher, sister

Markus, da hast Du ja schön den Tucholsky raushängen lassen. Hübsches Gedicht. Wenn ich dem folge, sehe ich die Dieseldosen nach Jahren globaler Unruhen verschwunden. Und das Menschenlächeln kehrt zurück nach langer Reise.

Henkki Zakkinen, nach gründlicher Recherche muss ich Dir zustimmen. Maserati ist regelrecht selten. Dafür überrascht Barmbek mit modernem Schnickschnack! Leider ziehe ich weg. Hätte ich gerne erlebt.

swansch, da ich Dich gerade an der Strippe habe, während ich dies tippe, nur eine kurze Anregung: Wir denken für Frankfurt-Bronx auch an alternatives Wohnen. Käme doch für Euch auch in Frage. Habe da noch massenhaft Ideen.

Danke für die nachgezügelten Kommentare. Ist ja eh' gut, wenn ein bißchen Zeit vergeht.

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