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Texte von Björn Ziegert

Schnee

Was für eine schöne kühle Brise
bringen Dir die kleinen weißen Flocken
Schickt der Himmel eine kleine Prise
läuten doch da oben alle Glocken

Schade nur die Sache mit dem Herzen
Und die Nase hört nicht auf zu bluten
Später kommen auch noch diese Schmerzen
Immer wieder Stiche — für Minuten


(erschienen in der Reihe 'Kleine Kokaingedichte')

16 Kommentare

Rezept nach Dr. Eisenbarth

Geh gerade dann in die Natur.
Es vertreibt das Nasenbluten.
Langsam gehen, nur nicht sputen,
denn sicher heimwärts führt die Spur.

Gute Besserung

editorische Notiz:   Nein, nein.

O Rausch, du gülden schimmernd Stern,
gib mir was nüchtern ach so fern,
mach mir die Dinge einerlei -
und schenk mir Wahrheit, mach mich frei!

Hörst du schon die Glocken bimmeln?
Siehst du schon die Leute wimmeln?
Leuchten Sterne rundumher?
Fliegen Engel durch ein Meer
Aus dunkelbunten Neonlichtern?
Blond mit Schaum vor den Gesichtern?
Denkst du öfter "ziff" und "ploff"?
Mensch, von wo hast du den Stoff?

Da stapf ich lieber durch den Schnee,
verträumt, wenn auch mit kaltem Zeh.
Ich brauch im Kopf kein Glockenspiel,
zieh lieber Frischluft rein, echt viel.

l0l - gibt es die Reihe "Kleine Kokaingedichte" wirklich?

Lasse ihn fahren dahin,
den Dämon im weißen Lichtgewande,
er raubt die Blütenträume dir!

Winter ist Drogensaison in Skigebieten: http://salzburg.orf.at/stories/324114/

Grade gehört, dass wahrscheinlich mit Viagra im Sport gearbeitet wird. das erklärt die tlw. erhebliche Leistungssteigerungen der letzten Jahre.
nochwas von burroughs:
"Eine Zündschnur führt durch rosige Windungen geschwollenen Fleisches...die Kettenreaktion der Explosionen läßt Blitzlichter des Orgasmus aufleuchten...Momentaufnahmen erstarrter Bewegung...den glatten braunen Rand zusammengedreht um eine Zigarette anzuzünden..." ... 'Sie bauen die Stadt um.'
Lee nickte abwesend... 'Ja...Immer...'

Ich sehe aus dem Fenster,
den Glühwein in der Hand.
Und denk ich seh´ Gespenster,
vor der pulverweißen Wand.
Doch sind´s nur Schneeflöckchen,
die der Wind verweht,
und sie klingen wie die Glöckchen,
dass der Winter nimmer geht.


Ich sehe sie direkt vor meinen Augen, in einer, was sage ich, in vielen, Linie für Linie: die kleinen Kokaingedichte..

Ich schließe mich vollinhaltlich an ... :-)

DIE NASE WUND, DAS HIRN ZERMATSCHT,
ES TREIBT MICH ENDLOS DURCH DIE NACHT,
DEN DRIVE ZU FINDEN IST SO SCHWER,
MEIN KOPF IST BLEIERN, ER IST LEER.

DIE ARBEIT RUHT, DAS HANDY SCHWEIGT,
ICH HAB JETZT ALLES SCHON VERGEIGT.
ABGABE MORGEN FRÜH UM ZEHN,
ICH BRAUCH DEN STOFF, SONST KANNS NICHT GEHN.

DIE ZEIT SIE RINNT MIR DURCH DIE LAPPEN,
KANN KEINEN ECHTEN THREAD MEHR SCHNAPPEN.
AM NULLPUNKT LIEGT DIE FANTASIE,
SO AUSGEPUMPT WAR ICH NOCH NIE.

DIE BAR IST VOLL, MUSIK, TUMULT,
MIT OTTO HANDELN, DAS IST KULT.
DOCH OTTO SAGT, ER HAT NICHTS, MIST,
UND WEIß AUCH SONST NICHT, WO WAS IST.

HALT BLOß DEIN MAUL, VERPISS DICH, MANN,
SONST KRIEGEN MICH DIE BULLEN DRAN.
DIE KLEBEN MIR SCHON AN DEN HACKEN,
ICH MUSS JETZT KLEINE BRÖTCHEN BACKEN.

NOVEMBERSTURMWIND HÜLLT MICH EIN,
OH, MENSCH, DU BIST EIN ARMES SCHWEIN.
EIN FRÖSTELN ZIEHT DURCH MEINE KNOCHEN,
ICH HÖR MEIN HERZ IM HALSE POCHEN.

DIE KNIE ZITTERN, DIE LIPPE BEBT,
DIE WANGE IST MIT ROTZ VERKLEBT,
ICH KRIECH ZURÜCK IN MEINE KAMMER,
EIN ELENDSBROCKEN, NIX ALS JAMMER.

ENTWERFEN, PLANEN, WAS KREIEREN,
ICH MUSS WAS AUF DIE BLÄTTER SCHMIEREN,
DER LETZTE TAG, DER ULTIMUS,
SCHAFF ICHS NICHT, ISTS FÜR IMMER SCHLUSS.

MEIN CHEF, DAS ARSCHLOCH, MACHT MICH PLATT,
MIR IST SPEIÜBEL, ICH BIN MATT.
DIE LETZTE CHANCE, ICH GEB AUF,
SO NIMMT DAS SCHICKSAL SEINEN LAUF.

ERFOLG UND ZUKUNFT, WAR DA WAS?
ICH SPÜRE WUT, ICH SPÜRE HASS.
KOMM, WHISKEY, RETTER IN DER NOT,
HEUT LEB ICH – MORGEN BIN ICH TOT...

bin einfach zu naive ... selig lächelnd las ich das gedicht und spürte förmlich das schneegestöber ... gott sei dank war die unterschrift drunter ;-). sister

So, Zeit mal einiges aufzuarbeiten. Netz arbeitet inzwischen, der Blog-host hat sich auch wieder von seiner Wochengrippe erholt und los geht's:

giocanda, nochmals muss ich betonen, daß ich nicht zu den Schneefreunden zähle. Aber Deinen Rat befolge ich trotzdem gerne. Obwohl meine letzten Wanderungen in der Natur eher anstrengend waren.

Paul Laub, gut getroffen! So ähnlich dürfte auch mein alter Freund Ho gedacht haben, der nach eigenen Aussagen reichlich Sterne gesehen hat und sich äußerst frei fühlt.

Dresi, es sind nicht nur die Glocken, das Gewimmel oder die Lichter. Es sind die Ideen! Die Melodien, die Malereien. Vor allem die Wandmalereien.

quersatzein, das erstaunt mich. Bei Dir liegt der Stoff schon fußhoch? Kein Wunder, daß Dir das Glockenspiel zu viel geworden ist. Natürlich vertraue ich auf Deine Stärke zur Selbstheilung. Aber: schön aufpassen!

hebamme, die Reihe 'Kleine Kokaingedichte' wurde anlässlich der Feiern zur deutschen Einheit von einer Berliner Tageszeitung abgedruckt. Und es gab reichlich Ärger! Glücklicherweise gelang es mir, die ganze Verantwortung auf Zdenek Slapeta abzuwälzen. Der sitzt ja eh' schon. Und zehn Jahre mehr oder weniger machen da kaum etwas aus.

Ralph Schumacher, mir war anfangs nicht klar, was Du mit Blütenträumen meinst. Aber Kathy (sie besucht uns gerade) wusste sofort, worum es geht. Ich habe ihr eine falsche Telefonnummer gegeben (Kathy kann anstrengend sein). Sie schickt Dir fast täglich Nachrichten. Dann kichert sie immer und ist ganz aufgewühlt.

hebamme, Salzburg versinkt also wirklich im Schnee! Interessanter Artikel. Was machen die Salzburger denn im Sommer? Kraft tanken für die nächste Saison?

step, von Burroughs habe ich nur noch seltsame Beschreibungen in Erinnerung: Männerorgien bei denen jeweils einer aufgehängt wird. So dass sich alle an dem letzten Orgasmus erfreuen können, wenn ihm der Strick das Genick bricht. Wie viele sie wohl schon auf die Weise um die Ecke gebracht haben?

Holger, noch mal Kathy: Glühwein kannte sie nicht. Und sie hat ihn die ganze Nacht hindurch ausprobiert! Tagelang war ihr übel. Kopfschmerzen. Und immer wieder hat sie auf "Hol'er! Oh, Hol'er!" geflucht. Was machst Du nur mit dem armen Mädchen?

SuMuze, genau so war es gedacht. In einer Reihe. Und für jeden ist ein passendes Gedicht dabei.

Helmut Maier, bevor Du Dich (was sehr nett ist) inhaltlich anschließt, solltest Du wissen, in was für üble Gesellschaft Du Dich begibst!

LadyArt, großartig. Und wie vielschichtig doch die Meschen sind. Am Tage in der Arztpraxis: so nett und aufgeräumt. Und nachts im Club auf dem Klo

swansch, um Deine gutherzige Sicht der Welt vor den harten Gegenwinden zu schützen, wird Dir das heutige Dank-Geschenk gewidmet. Acht Packungen, Ergebnis nach 20 Sekunden!

Aber Schluss mit der moralinsauren Überheblichkeit. Nicht jeder Himmelsstürmer hat es leicht. Und wenige Menschen finden ihre Sterne.

sehr lesenswert

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