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Texte von Björn Ziegert

Nachmittags im Tierheim

Durchs Gitter leckt er mir die Hände
ein alter Hund, kurz vor dem Ende
Das matte Fell, die trüben Augen
die Ohren, die zu nichts mehr taugen
 — ist kaum 'was wert, so'n Hundeleben
(sonst hätt' ich ihn nicht abgegeben)

17 Kommentare

Ach, komm, das glaubt dir keiner!
Wie's aussieht, ist das deiner?
Wer so, fast zärtlich, von ihm spricht,
gibt ihn nicht weg: nie, niemals, nicht!

Sie werden ihm wohl gleich die Spritze geben,
dann ist's vorbei mit seinem Hundeleben.
Hat er Dir eine schöne Zeit beschert,
so war sein Leben eine Menge wert,
und wenn Du jetzt zum Abschied an dem Gitter stehst,
kann's sein, dass Du genauso vor die Hunde gehst.

Armer Hund!

Da kann ich Brigitte nur zustimmen.

Liebe Grüße
Helmut

...die autotür am parkplatz
zaghaft aufgestoßen -
raus mit dem vieh -
motor heult auf, tür zu und ab...
das wusch-wusch-wusch
betäubt die zitternde ratlosigkeit,
der boden bebt,
die luft vibriert...

Ahaa, schnittiges Ende, jetzt muss ich nicht zergehen.

Tz-tz-tz, Klecks und Marie dürfen dich niemals besuchen! :lol:

Man fragt sich, wer hier der ärmere Hund ist.

Quer, sehr freundlich, daß Du so von mir denkst. Aber völlig unangebracht. Meine ersten beiden habe ich lange als Kettenhunde gehalten und dann später beim Straßenfest für Geld verheizt.

Wolfgang, warscheinlich wird mich irgendwann die verdiente Strafe treffen. Was hab' ich nicht alles schon gemacht! Von den Chinesen lernte ich, daß man Katzen auch lebendig häuten kann, die Sittichzucht hat das erste Luftgewehr nicht überlebt und mit Hunden habe ich später ordentlich Geld verdient.

Sammelmappe, mir kam das ja noch human vor! Ich habe ihn leben lassen, er wurde nicht gegessen, im Tierheim dann auch nicht mehr geschlagen und zu fressen hatte er da auch wieder! Früher habe ich die Kläffer ganz anders entsorgt!

Helmut Maier, mir ist nicht klar, warum ich mit Kötern Mitleid haben sollte. Früher stand ich Jahr um Jahr mit dem Bolzenschussgerät im Schlachthof. Ein Schwein nach dem anderen hab' ich erledigt. Da verschiebt sich die Perspektive. Und dann die Jahre in Shanghai. Das prägt!

LadyArt, wenn es die gute alte Urlaubszeit nicht gäbe, hätten wir wohl nie so viele Streuner. Bei der Bundeswehr haben wir immer regelrechte Rennen mit den Tierfängern veranstaltet. Den Papierkrieg im Tierheim wollten wir sparen, und für die Scharfschützenausbildung braucht man lebende Weichziele! Mein Hauptfeld sagte, man müsse sehen, wie die Kugel in einen Körper eindringt, der sich bewegt. Sonst lernt man das nicht. Und die Viecher hat sowieso keiner vermisst.

Marga, zergehen sollte man nicht. Sind nur Tiere! Und erzähl mir nicht, Du hättest als Kind nie eine Schildkröte plattgetreten und nie Frösche an einen Travo angeschlossen. Wir haben im Frühjahr auch kleine Vögel aus den Nestern geholt und eingefroren, um unsere Mutter zu erschrecken. Und dann in später in den Ferien im Tierheim gejobbt, nur um diese Kubikmeterfrage zu klären.

Heidi Hof, gegen Hunde habe ich doch gar nichts. Nur wenn sie nach einer Weile anfangen zu stinken, gehen sie mir auf die Nerven. Das Gebell ist zwar auch schlimm, aber dieses Herumgerenne nervt am meisten!

Ahora, also bevor die Kritik hier zu weit führt, möchte ich betonen, daß ich zum Beispiel diese Pferdeschlächtersache schon lange nicht mehr mache! Die Bürgerinitiative 'ProPelz' hat sich nach dem Medienecho auch erledigt! Und wenn mir einer den moralischen Unterschied zwischen Hunden und Schweinen erklärt, kann ich das auch gerne sein lassen!

Nun sind hier offensichtlich sehr verschiedene Meinungen aufeinandergestoßen. Ich gebe zu, daß ich mich zu Unrecht verurteilt fühle. Dennoch bin ich für die Anregungen offen und sehr dankbar für die tollen Gedichte und Kommentare. Morgen geht an jeden von Euch (Ja, ja! Schon gut! Per Lebendtransport!) ein Schwung Welpen.
Dann könnt Ihr Euch ja besser um die Dinger kümmern:
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Vögelchen tiefgefroren, boah!
Naa, ich hab Steine auf Katzen geworfen, diese ollen Hühner! Das würde ich aber immer noch machen.

Ach nein, ich find den alten Hund noch immer traurig.

Du hast große Felsbrocken auf kleine unschuldige Kätzchen geworfen? Vielleicht fehlt Dir noch der rurale Bezug zum Viechzeug. Also, gleich mal alle Staffeln 'Waltons' bestellen! Allein schon die Titelmusik lässt das Herz schmelzen:
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Dabei dachte ich, "Unsere kleine Farm" hätte gereicht.

'Unsere Kleine Farm' hatte einfach nicht die moralische Schockwirkung, die die 'Waltons' auslösten, als die sagenumwobene 222. Folge ausgestrahlt wurde. Da die Amerikaner natürlich Sturm liefen (vor allem die Evangelikalen), wurde "The 222nd" nie wieder ausgestrahlt und fehlt in allen Kollektionen. Ich konnte vor einigen Jahren die Raubkopie eines kanadischen Schwarzmarkthändlers sehen und bin immer noch fassungslos. Hat mich 400$ gekostet! Nur um die Folge einmal zu sehen! Heraus kam, daß die Waltons untereinander überhaupt nicht verwandt, und, daß Walton's Mountain wohl der größte Puff in ganz Virginia war. Das Ende ist ein grausames Massaker, das Elisabeth an der ganzen Brut verübt. Corabeth Walton Godsey hatte zusammen mit einer misteriösen Person namens Diane Redmann über Jahre eine Wehrsportgruppe geleitet und den Kindern - und eben auch Elisabeth - das gezielte Töten beigebracht:
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die waltons sind untereinander überhaupt nicht miteinander verwandt???
ich hatte immer gedacht, dass die waltons untereinander verwandter sind als andere familien … alle generationen so im selben haus … lange winternaechte auf walton's mountain …

wutrde Deliverance nicht bei den waltons gedreht?

Wie ich wenige Monate nach dem Erlebnis der "222nd" erfuhr, war die sogenannte 'Inzestvariante' der Vorschlag des Drehbuchautors und Produzenten Andy White. Er war in den Jahren '75 bis '78 verantwortlich für 49 Folgen und schrieb das Drehbuch für 8 Episoden selbst. Whites Pläne, die Serie in einem Inferno aus Sodomie und Inzest enden zu lassen, blieben bis zum Ende der 6. Staffel unentdeckt. Als er sich am 21.April 1978 mit Will Geer, dem Darsteller des Großvaters Samuel 'Zeb' Walton, in Los Angeles zu einem ihrer üblichen Saufgelage traf, führte wohl die Einnahme von halluzinogenen Pflanzen zur ungewollten Plauderei über seine perfiden Absichten (der Kanadier sagte, es habe sich dabei um datura quercifolia gehandelt. Geer hätte schon viele Jahre auf einer als Theater getarnten Drogenfarm namens 'Theatricum Botanicum' an dieser hochtoxischen Variante des Stechapfels gearbeitet. Ellen Corby, Darstellerin der Großmutter Esther Walton, hatte in einem orgiastischen Experiment schon früher von dieser datura quercifolia probiert. Die gesamte 6. Staffel hindurch verbrachte sie - unfähig zu sprechen oder ihre Visionen zu kontrollieren - im balinesischen Hinterland in der Nähe von Ubud. Geer hatte in jahrelanger Reinzucht eine Droge geschaffen, die von amerikanischen Militärs in den 80er Jahren als N5 bezeichnet wurde). Andy White plauderte zwar über seine Pläne und wurde, da es mehrere Zeugen gab, aus der Serie hinausgeworfen, aber er überlebte immerhin. Nicht so Will Geer. Offensichtlich angestachelt durch Whites Monologe über exzessive Sodomie, wurde er am folgenden Tag auf einer Wiese mit langhaarigen Eseln unweit von Los Angeles tot aufgefunden. Die Pflanzenzucht der Farm 'Theatricum Botanicum' wurde später unter anderem Namen in Lake Elsinore weitergeführt:
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Dein Gedicht vom alten Hund, der nun im Tierheim vor die Hunde gehen kann, ist ausgesprochen gut gelungen!
Es gelingt Dir mit wenigen Worten, Mitleid aufzubauen und dann den Schocker, den Knüller, den Psycho-Effekt hinzuknallen.

Ekdahls Antworten habe ich aufmerksam gelesen und was ich hier finde, ist ganz erstaunlich - oder doch nicht -
Ich finde die Wut über geheucheltes mitleidiges Gesäusel und dann doch Abschiebung, weil nicht passt - aus welchen Gründen auch immer.

Liebe Bruni Kantz, mir ist immer ein Vorfall vor Augen, der sich 1985 auf einer Gedenkfeier zu Will Geers Tod ereignete. Glücklicherweise besitze ich einen Schmalspurfilm, der noch gut erhalten ist und den größten Teil der Feier - etwa 68 Minuten - dokumentiert. Als letzte Rednerin tritt Judy Norton-Taylor, besser bekannt als Mary-Ellen Walton Willard, auf das blumengeschmückte Podest. Sie beschimpft die Anwesenden, ihr Mitleid sei nur geheuchelt, sie habe diese Scheinheiligkeit satt und niemand habe Will wirklich verstanden! Wer ihn ehren wolle, müsse bereit sein, auf seinen Spuren in die Dunkelheit zu gehen! Und dann stopft sie sich vor aller Augen einen kleinen Blumenstrauß in den Mund, schlingt in aller Hast so viel als möglich hinunter, bis sie zu würgen anfängt, sich erbricht und in Krämpfen zu Boden sinkt! Unnötig zu sagen, daß es sich bei den Blumen um datura quercifolia handelte. Judy Norton-Taylor versank über Monate in einem emotionalen und stark sexuell gefärbten Rausch, der wohl auch erklärt, warum sie sich ohne Gegenwehr zu diesem Abenteuer im Playboy überreden ließ. Noch heute soll sie unter religiösen Wahnvorstellungen leiden. Richard Thomas, der John-Boy aus der Serie, schlug jüngst vor, sie einer religiösen Reinigungszeremonie zu unterziehen. Mir ist leider nicht bekannt, ob es dazu gekommen ist:
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