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Texte von Björn Ziegert

Nachtgebet

Groß ist die Welt und mein Kopf ist so klein
Manche Gedanken sind schwer wie ein Stein
Bald soll ich gehen und kann nicht zurück
zu diesem schlafenden Fratz und dem Glück
Niemand auf Erden wühlt so viel wie du
Wenn ich mal tot bin, dann deck dich gut zu

6 Kommentare

"Guten Abend, gut Nacht,
mit Röslein bedacht,
mit Näglein besteckt,
schlupf unter die Deck!"

Bei diesem Gedicht kommt so einiges zusammen; u.a. Ehebruch und sonstigen "Sünden und/oder Lastern", die man aus dem mehrdeutigen Text mehr zu erahnen als zu erkennen wagt.

Wiederum ein gutes "böses" Gedicht.

Beste Grüße
tjm.

So sinnet sinnlich und ganz unverfroren,
sprecht ein Gebet dem Schelm, der sich versteigt.
- Was hab' in fremden Laken ich verloren?
fragt sich die Hex'. Lächelt, genießt...

und schweigt.
;o))

Die Kiste gefällt mir ganz gut, aber ich suche sowas ähnliches mit seitlichen Griffen, weil das Ganze ohne schlecht zu handeln ist. danke fürs rauskramen anyway...

Schlafender Fratz, der gleichzeitig das Glück ist?

Da denke ich an einen süßen Quälgeist, der immer mit ins Bett hinein will und sich immer wieder bloßstrampelt...
Ansonsten für Anfang und Ende, da benötige ich noch eine Erklärung. An Ehebruch denke ich hier auf keinen Fall.
Es steckt vieles in den von dir gewählten Worten. Sie klingen und wecken die Fantasie.

Quer, dieses brutale Schlaflied ist lange verharmlost worden. Im August vergangenen Jahres nahm ich an einem Symposion zum Thema "Morgen früh, wenn Gott nicht will" teil. Ein bayrischer Psychoanalytiker schilderte ausführlich, wie bei seiner Untersuchung ein direkter Zusammenhang zwischen diesem Kinderlied und der gestiegenen Zahl von Fällen krankhafter Fallsucht nachgewiesen werden konnte. Ich erinnere noch seinen Ausruf "Der Volksmund ist das Ungute!" und "Noch brutaler ist man nur in Japan!"

Tasso J. Martens, eine meiner größten Sünden beichtete ich jenem Psychoanalytiker in einer kurzen Pause. Natürlich erhoffte ich mir ein wenig Verständnis oder einen guten Rat. Er war ein alter Mann, erfahren und von ruhigem Gemüt. Und er hatte so einiges gehört im Laufe seines Lebens. Aber nach meiner Schilderung sah er mich nur an, schüttelte den Kopf und murmelte, das sei ja grotesk. Und überhaupt sei Villon keine Alternative für einen so kleinen Jungen. Und woher hätte ich denn wissen sollen, was das hieße. "Welcher Vierjährige träumt denn bitte jede Nacht vom 'Muschelgrund'?"

Hochhaushex, hübscher 'Fremdgeher'! Darf ich Dir dazu eine kurze Geschichte erzählen? Mein Onkel wurde 14jährig von französischen Bordsteinschwalben mit aufs Zimmer genommen und drei ganze Tage lang – berauscht von geklautem Hummer, Wein und spitzen Brüsten – in die Liebe eingeführt. Zurück in Bottrop, und von seiner ein Jahr jüngeren Freundin nach den Erlebnissen in Paris befragt (sie küssten sich schon, aber ohne Zunge), stand er vor mehr als einem Dilemma. Er beschloss, in puncto Zunge einige Schritte zu überspringen, und sie mit frisch Gelerntem zum Schweigen zu bringen. Das junge Mädchen hat nie mehr eine Frage gestellt (was in Paris geschehen sei). Sie sind noch heute verheiratet und essen regelmäßig Schalentiere.

Step, eine Beziehungskiste mit seitlichen Griffen wird nicht leicht zu finden sein. Ich komme mit dem direkten Zugriff gut zurecht. Überhaupt schätze ich es, wenn jemand auf dem Tisch sitzt, den Rock ein wenig hochgeschoben hat, das eine Bein hängen lässt, hübsche Füße spielen in der Luft, diese weiche Haut auf der Innenseite der Knie und ihre Hand schiebt sich langsam … Mann, ich muss aufpassen! Verwirrt von diesem scharfen mexikanischen Essen.

Bruni Kantz, die Erklärung von Anfang und Ende fällt mir nicht leicht. Mehr und mehr bin ich überzeugt, daß die Jains wohl das Wissen verwahren, welches Licht in dunkle Seelen bringt. Sie sagen, es gebe kein Beginn und kein Ende. Zyklische Zeitschleifen in einem begrenzten Raum. Das bahnbrechendste wohl: die Zahl der Seelen ist zwar sehr groß, aber absolut begrenzt! Es kommen keine mehr hinzu. Nie mehr. Und nicht alle erreichen die Zone am Rande des Raumes, in dem Erlöste verweilen. Das lasse man sich mal auf der Zunge zergehen! Diese ganze Gewaltlosigkeit ist nur Tarnung. Jainistische Kosmologie schneidet den menschlichen Verstand sorgfältig in feine Scheiben!

Aus gegebenem Anlass und als Dank für die Kommentare, Lieder und das Gedicht geht schon morgen (per Spedition!) an jeden von Euch eine schwingende Spielwiese.
Und jetzt zurück zu wahrer Größe:
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