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Texte von Björn Ziegert

Georgische Geschichten, Teil II

Protokoll Altenheim ***

Frage: Reichen die sanitären Anlagen für über hundert alte Menschen?
Antwort: Ja.
Frage: Wie oft kann man duschen?
Antwort: Die Bewohner werden gewaschen.
Frage: Können sie das beschreiben?
Antwort: In jedem Zimmer stehen Eimer und Schwamm. Der Pfleger macht das.
Frage: Bei allen? Sind denn alle ans Bett gefesselt?
Antwort: Wovon reden Sie?
Frage: Kann ein selbständiger Bewohner duschen, wenn er das möchte?
Antwort: Nein.
Frage: Was ist der Grund dafür?
Antwort: Wieso?
Frage: Duscht hier irgendwer?
Antwort: Was soll das hier? Die sind sauber!

11 Kommentare

bislang hatte ich keine angst vor'm altwerden; das hat sich geradesoeben geaendert.

Man muss ja nicht so altern ...

Dürfte ich mich hier kurz aus Prag zu Wort melden? Das Beste Rezept zum Altern ist die Herstellung von Besonderem. Das wird im Alter immer besser, und das Leben ist voll Glück:
Audio-Slide

@Zdenek Slapeta

...das wollte ich dir nun doch schon lange sagen, lieber zdenek, dass ich voll des dankes bin ob dieses wuderbaren videos, das du für uns arme im geiste hier zugänglich gemacht hast. großartig.

...eine ideenquelle für die unferne zukunft, wer weiß, was die zeiten uns bringen und welche wege wir mühselig entlanghuschen werden...

Hi Bjoern!

Coole Seite und toller wortgebrauch! :)

Gruss

Mike

Das hat sich eingefressen und kommt da so schnell nicht wieder raus.

Dich gibt's ja noch, wie schön. Knackiger kleiner Dialog. Wofür stehen die drei Sternchen?

Grüße
Henkki

... leider nicht mal an der Realität vorbei. Ich sehe die dringende Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels, wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland Lebenden schon bald überwiegend vorwiegend alte Menschen um uns herum haben. Da würde man ein mächtig großes Altersheim benötigen, wenn man so weiterfahren will wie bisher.
Aber es stimmt wirklich: das Wesen einer Gesellschaft zeigt sich daran, wie Alte, Kranke und Kinder behandelt werden.

Gruß,
Markus

...schön, dass es hier weitergeht, war schon richtig deprimiert.

in rumänien war es, da schaute ich aus dem fenster über die mauer des hinterhofs in den garten der nachbarin. sie war steinalt, mit schlohweißen haaren, so klapperdürr, dass die kleider bei der heftigen bewegung um ihren körper schlackerten. sie hackte holz. nach und nach nahm sie von einem riesigen haufen bauholzresten ein stück, legte es sich auf dem hackpflock zurecht und schlug dann mit der axt zu, mit ungeheurer kraft, jeder schlag war erfolgreich. nach einer weile kam ein mann dazu. er war wohl etwas jünger, aber trotzdem auch steinalt. ein verhutzeltes kleines männchen. er nahm ihr die axt ab und hackte weiter. sie begann wortlos die scheite an die hauswand zu schlichten. so ging es den ganzen nachmittag. ihr mann, nein, der mann einer cousine.

auf meine frage hin erhielt ich von meinen gastgebern folgende antwort. wie du im alter klarkommst ist der gewinn deines lebens. warst du ein netter mensch, hast dich um die anderen gekümmert, dann werden sie sich um dich kümmern, warst du hart und egoistisch, dann hilft dir niemand.
altersheim auf dem land? kopfschütteln.

dusche? ein absoluter gewinn des ausgehenden 20sten jahrhunderts. noch in den 60er jahren hatten die meisten wohnungen in ländlichen gegenden in nordeuropa weder toilette noch bad oder dusche. man wusch sich über einem waschbecken, einer waschschüssel (daher der name!). einmal im monat die haare, zum baden ging man, wenn man es sich leisten konnte in eine öffentliche badeanstalt mit badewanne.

als ich in den 70gern in einem kinderheim vorstellig wurde, da waren die kinder noch entweder an das bett gebunden oder krabbelten auf matrazen unbeaufsichtigt herum. es stank abscheulich. für 25 kinder eine aufsicht. der rotz lief. die tränen waren verkrustet. eine hilflose geschichte.
wir sind noch gar nicht so lange aus dem schlamassel draußen, weder bei alten noch bei jungen. ich denke sogar...
dass
wir
bei
der
ahnungslosen
egoistischen
jugend,
die jetzt heranwächst,
vielleicht
bald
wieder
dort
sein
könnten...

:-)

Potztausend! Lange Recherchen haben nur zu dem geposteten Gassenhauer geführt. Er dürfte das ein oder andere Lagerfeuer gesehen haben. Vielleicht ist es Euch bekannt . Dank + später mehr!

Nur um die Sache schon mal voranzutreiben: "Um die schönste Landschaft der Welt betrachten zu können, muß man zum obersten Stock des Siegesturmes in Chitor hinaufsteigen. Dort gibt es eine kreisrunde Terasse ... Eine Wendeltreppe führt zu ihr hinauf ..." Und jetzt kommt's: "Auf der Treppe des Siegesturmes lebt seit Anfang der Zeiten A Bao A Qu, das für alle Werte der menschlichen Seele empfänglich ist. Im Zustand der Lethargie lebt es auf der ersten Stufe und erfreut sich bewußten Lebens erst dann, wenn jemand die Treppe hinaufsteigt ... heftet sich das A Bao A Qu gleichsam an die Absätze des Besuchers und steigt mit ihm aufwärts, wobei es sich am Rand der Stufen hält, die krumm sind und abgenutzt von den Füßen der Generationen von Pilgern. Auf jeder neuen Stufe wird seine Farbe kräftiger, seine Gestalt vollkommener, und das Licht, das es ausstrahlt, wird immer leuchtender."
Weiter unten heißt es dann noch: "... Andernfalls bleibt das A Bao A Qu vor dem Erreiches des Ziels wie gelähmt liegen, sein Körper ist unfertig, seine Farbe unbestimmt und sein Licht schwankend. Das A Bao A Qu leidet, wenn sich nicht gänzlich formen kann, und seine Klage ist ein kaum vernehmbares Geräusch, ähnlich dem Knistern von Seide." (Borges; Handbuch der phantastischen Zoologie, 2008/ 74; 9)
Pilgern: Audio-Slide

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