wortgebrauch Gedichte Texte Satire

Texte von Björn Ziegert

"Komm besser heute!"

Intensivstation, wir warten in der Schleuse. Kleiner Raum, vier Stühle an der Wand, grüne Kittel im Regal. Neben der offenen Tür hängt ein Schild„Nur nach Aufforderung eintreten!“ Der Geruch von Sterillium weht herein. Man hört Pumpen, die Luft aus Schläuchen saugen, und das Piepsen der Herzmonitore. Eine Frau feudelt den Boden, schaut nicht auf, duckt sich unter unseren Blicken. Sie wringt den Feudel aus und lässt ihn auf den Boden klatschen, schiebt ihn vor und zurück, langsam und ganz im Rhythmus der Maschinen, die pumpen oder saugen oder grollend anspringen.

So sieht es also aus. So oder so ähnlich. Was für ein beschissener Ort zum Sterben.

17 Kommentare

Wohl war...ein ziemlich beschissener Ort zum Sterben. Ich lag zum Glück noch nie auf der Intensivstation. Muss echt schrecklich sein.

Ja, für mich als Besucher sah es so aus, als ob die Menschen dort etwas von Medizin aber wenig vom Tod verstehen.

Geht es Dir gut? Lang nichts gelesen und dies hier klingt nicht gerade glücklich.
Liebe Grüße
Henkki

Familiengeschichten, und wenn man sich kümmert sind natürlich Sorgen da, aber das Praktische steht doch im Vordergrund. Danke für die Nachfrage, ist alles ganz gut abgelaufen, und gut ausgegangen.

Ja. Geht `s dir gut?

Kann ich nur wiederholen und dich herzlich grüßen.

Hey, auch Dir vielen Dank! Alles gut bei mir.

Ein stark geschriebener Text mit verstörendem Inhalt.
Auch bei mir mehr als drei Fragezeichen!

Herzlich grüsst
Brigitte

Die Szene war sehr eindrücklich, diese Putzfrau und der sound. Und dieses stalinistische 'Ich kriege zu wenig bezahlt, um jemandem Bescheid zu sagen, daß seit 15 min Leute im Schleusenraum warten'. So wenig liebevoll.

Zwischenruf: Danke für die leider unbeantworteten Kommentare! Auf der Intensivstation bin ich zu Besuch. Familiengeschichten. Jetzt noch Kaffee austrinken, dann zum Überlandbus Richtung Herzzentrum. Später mehr.

Als mein Sohn einen schweren Verkehrsunfall hatte, war ich wochenlang jeden Tag bei ihm auf der Intensivstation. Es konnten mir nicht genug Schläuche, Kabel und Apparate sein, das Piepsen und Klackern war wie Musik und ich liebte die grün gekleideten Horden in den Zimmern und Fluren. Mich hat der ganze Firlefanz beruhigt, und der Junge hat überlebt.

Kann ich gut verstehen. War jetzt eine andere Situation, kam mit dem briefing dahin, einen Sterbenden zu sehen, was sich glücklicherweise als falsch herausstellte. Aber Dein Sohn hat ja wohl ebenfalls Glück gehabt. So soll es sein.

Deine Beschreibung klingt ziemlich schrecklich. Hoff es wird alles wieder gut. Gute Besserung an den jenigen der dort liegt. Liebe Grüße Marian

Derjenige läuft jetzt auf dem Krankenhausflur herum und kommt in ein paar Tagen raus. Vielen Dank für die Wünsche!

Das freut mich, dass er bald das Krankenhaus verlassen darf. :-) Sowas beruhigt mein Herz ungemein. Lg Marian

Thx, weiß die Anteilnahme sehr zu schätzen.

auch für mich waren diese Geräusche einmal beängstigende "Musik", dann-, als mein Mann reanimiert werden mußte und diese Schläuche seine Rettung waren, aber-, welcher Ort ist denn schöner, wenn man sterben muss ? ich habe keine Ahnung... Ursa

Potzblitz, ich kann die Kaskade von Orten und Bildern, die in meinem Kopf auftauchen, kaum bändigen. Hoch soll es ein, schwer zugänglich und die Sonne soll scheinen. Ein freier Blick und dann ganz entspannt all die Erinnerungen sehen.
Und mit der Ahnung, daß die Dinge nicht ganz so einfach sind, wie Edwin Schneidman sich das vorstellt:  Audio-Slide

nach oben

nach oben