11
Apr
2013
in memoriam
Die anderen sind schon gegangen und warten unten auf mich. Ich sitze an seinem Bett.
Vor mir mein Vater, mit einer Frische im Gesicht wie vor dreißig Jahren, die rechte Hand unter das Gesicht geschoben, friedlich, als würde er schlafen. Immer noch ein Brustkorb wie ein Schrank, und diese schweren Arme von den Semesterferien unter Tage. Und die Haut ganz glatt und ganz vertraut, noch warm, obwohl er jetzt tot ist.
Ich schaue ihn an, während meine Hand auf seiner liegt. Sehe vor mir all diese Bilder, den ganzen Reichtum, der in diesem Leben steckt.
Was für eine Verschwendung, daß so ein Körper aufhört zu leben.
Und wie schwer es ist, ihn hier zurückzulassen.
Also warte ich noch eine Weile, bleibe einfach sitzen und schaue ihn an. Bis ich dann aufstehen und gehen – und mich im Türrahmen umdrehen werde. Aber noch ist Zeit.
In Erinnerung an Helmut Ziegert, Archäologe.
In der Nacht zum Ostersonntag starb mein Vater. Im Beisein von seiner Frau, von uns drei Kindern und seinem Schwiegersohn. Er war zufrieden mit seinem Leben, geistig klar, mutig und ruhig, und starb so, wie man es einem geliebten Menschen wünscht. Er lässt alle grüßen.