wortgebrauch Gedichte Texte Satire

Folterlöcher muss man bohren
wenn die Nachbarn laut rumoren
Eine Zecke nach der andern
lässt man dann nach drüben wandern
"Holt euch eure Lieblingsspeise!"
(Menschen ohne Blut sind leise)

Wir zum Fischmann. Hand in Hand
("Krabben, Aal und Kabeljau!")
Steht da doch am Zeitungsstand
eine kleine alte Frau

Einsam, traurig schaut sie aus
als sie uns so gehen sieht
Früher war ihr Mann zuhaus
Erich, aus dem Ruhrgebiet

Heute ist er lange tot
Und sie blieb allein zurück
Leerer Stuhl beim Abendbrot
Lang vorbei, das ganze Glück

Mitten in der Bronx, da hört man Hessisch eher 'wenisch'
Alle sprechen türkisch und ein paar noch italienisch
Nur die beiden Trullas in dem Bioladen schweigen
wenn sie auf die gammelige Wirsing-Ecke zeigen

Gestern war ich da, und frag': "Wann schließen sie den Laden?"
Und die Alte (Gabriele) guckt nur schmerzbeladen
Auf dem Tresen: rotes Schild von 'Frauen helfen Frauen'
Gabriele wäre wohl am liebsten abgehauen

Alle schrägen Vögel hier sind höflich und so heiter
Nur im Bioladen bin ich böser Außenseiter
So, ich muss jetzt los. Wird Zeit. Es ist ja gleich halb sieben
Gabriele wird die schwarze Maske sicher lieben

Früher Tod am schönen Main
die Blumen für das Mädchen
Muss wohl eher traurig sein
das Leben in dem Städtchen

Ohne Netz, kein Telephon und auch noch ohne Küche
Doch irgendwann da geht es schon, bis dahin gibt's nur Flüche