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Texte von Björn Ziegert

Juli 2007

Alle Texte aus dem „Juli 2007“.

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In der Konditorei

Heute sah ich zwei Frauen beim Kaffeetrinken
die Blonde fing an sich ausführlich zu schminken
mit Creme, mit fettigen Stiften und Puder
Sie beschmierte sich regelrecht, das Luder
Das war dann kein Spaß, denn als sie aß
ergab das rund um ihren Mund
mit dem Leipziger Allerlei
einen beigen seifigen Brei
und kein Benimm
- es war schlimm

Opernabend

Haben uns einen Spaß gemacht
und zu ’Tristan’ den Schäferhund mitgebracht
Wir schmuggelten ihn durch den Hintereingang
Karl ließ uns ’rein, drinnen war schon Gesang

Polizeimützen auf, Miene: dienstbeflissen
und dann die Saaltür aufgerissen
„Wir suchen nach Drogen! Bleiben sie sitzen!
Taschen ausleeren! Und keiner geht flitzen!“

Alles springt auf, die ersten rennen
(„Schmeiß das weg! Wenn die mich erkennen!“)
Der Hund bellt los. Meine freie Hand
greift nach dem Feueralarm an der Wand

Eine Frau fällt hin, sie hat Blut im Gesicht
doch die Opernfreunde kümmert das nicht
Panik bricht aus. Da werden Menschen zertreten
Reichlich Tote (Karl am beten)

Der Intendant hat sich später erhängt
Wir hatten ihn dazu gedrängt
als wir die Kleine bei ihm fanden
Ich gab ihm ein Kabel („Das war’s wohl, verstanden?“)

Nächsten Freitag ist das Theater dran
das zünden wir wohl an

Warten

Obwohl sie nicht erschien
am Valentin
mach’ ich mir keine Sorgen
Blumen gibt es morgen

Im Kirchspiel St. Gabriel

Hier im Viertel fühlt man sich gleich zu haus’
Kaum eingezogen, ich aus der Tür heraus
da stand die Frau aus dem Erdgeschoss
etwas älter, sie roch, die Haare kraus

Diese Frau, die mit Bier den Boden begoss,
faselte von einem lauten Schloss
Sie schrie "Pisser" - das verschärfte die Lage
und führte dazu, daß ich sie erschoss

Es gab keinen Prozess, nicht mal eine Klage
(Nachbarin: "Ganz recht, diese alte Plage...")
Der Vermieter ist uns jetzt sehr gewogen
Er schrieb von Kosten, die er trage,

und er werde ja öfter um Miete betrogen
8b sei noch immer nicht ausgezogen

Ein Ausflug

Was man vom Sterben auch halten mag
es war ein seltsamer Tag

Nach seiner Kleiderwahl
begab sich Ogden Ekdahl
zu seinem Freund, sie kennen ihn kaum,
Mahoney Birnbaum

Keinen Schirm, nur die Schlüssel
hin zum Tier mit dem Rüssel
in den Zoo bei der Sonne
sie genossen mit Wonne

Der Bär allerdings war verstorben
er hatte sich schlimm den Magen verdorben
im Gehege lag Dreck
und so ein fauliger Fleck

Ekdahl und Birnbaum nicht erstaunt
(Mokkadem hatte ihnen zugeraunt
im Tierpark sei ein großes Sterben
und es gebe billige Felle zum Gerben)

Weiter hinten im Zoo bekamen sie mit
wie sich ein Hörnchen am Gatter die Kehle aufschnitt
ein anderes nackt und vor Atemnot
ganz rot

Im Aquarium
trieben tote Fische herum
der Pfleger war beim Becken absaugen
und machte betroffene Augen

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